Nach einer langen Pause sollten dieses Jahr wieder Theaterfahrten am LTG angeboten werden. In unregelmäßigen Abständen werden wir unterschiedliche Stücke besuchen, um den Bezug der Schülerinnen und Schüler zum Theater herzustellen und den Spaß dieser Art des Zugangs zu Literatur zu vermitteln. Am Dienstag, den 5. November ging der erste Ausflug nach München ins Volkstheater, wo das Stück „Der zerbrochene Krug“ von Heinrich von Kleist aufgeführt wurde.
Im fiktiven niederländischen Dorf Huisum wird der Dorfrichter Adam unangekündigt von Gerichtsrat Walter besucht, der die dörfliche Justiz überprüfen soll. Ausgerechnet an diesem Tag findet eine Verhandlung über einen zerbrochenen Krug statt, der am Vorabend im Zusammenhang mit einem unerlaubten Besuch bei der jungen Eve zu Bruch ging. Die Klägerin, Eves Mutter, macht Eves Verlobten Ruprecht verantwortlich. Doch bald stellt sich heraus, dass Adam selbst der Schuldige ist, da er versucht hat, Eve sexuell zu erpressen.
Auf einer drehenden Bühne aufgeführt, unter dem Einsatz moderner Darstellungsvariationen und mit Bezugnahmen auf die Lebenswelt der Jugendlichen, gelang es den Schauspielerinnen und Schauspielern ein derartig abstraktes und anspruchsvolles Drama für die Schülerinen und Schüler greifbar zu machen.
Die erste Fahrt war mit über 50 Teilnehmern ein großer Erfolg und bot nicht nur eine hervorragende Gelegenheit, die Welt des Theaters hautnah zu erleben, sondern förderte auch das Gemeinschaftsgefühl unter den Mitfahrerinnen und Mitfahrern, die sich aus aus den Klassen 10-12 rekrutierten.
Ein besonderer Dank gilt den Organisatoren Rebecca Riehl, Christian Koch und Andreas Hauptmann, ohne die ein derartiger Ausflug nicht möglich gewesen wäre. Ein toller Auftakt in das Fahrtenjahr, das schon bald seine Fortsetzung finden wird. Wir freuen uns bereits jetzt auf weitere kulturelle Erlebnisse und hoffen, dass auch beim nächsten Mal wieder zahlreiche Schülerinnen und Schüler dabei sind.
Bericht und Bilder: Dominik von Maffei
Der israelische Schriftsteller Tomer Dotan-Dreyfus ist auf den Spuren seiner Vorfahren vor 15 Jahren aus Haifa nach Deutschland gekommen, belegte einen Jiddischkurs und als er sich eines Tages darin langweilte, stellte er Google eine Frage: Gibt es einen Ort auf der Welt, in dem Jiddisch Amtssprache ist? Natürlich musste die Antwort „nein“ lauten - dachte Dotan-Dreyfus. Doch die Suchmaschine wusste Erstaunliches zu berichten: ja, in dem autonomen Gebiet Birobidschan, das Stalin in den 1930er Jahren als jüdische Siedlungsregion bestimmt hatte. Dort siedelte Dotan-Dreyfus seine Geschichte an, es wurde Dreh- und Angelpunkt seiner funkensprühenden Fiktion.
Dieser 2023 erschienene Roman „Birobidschan“ war letztes Jahr für den Deutschen Buchpreis nominiert. In schulübergreifender Zusammenarbeit konnten wir den Autor aus Berlin ans LTG in den Süden Deutschlands einladen. Er trug unseren Schülerinnen und Schülern ausgewählte Kapitel aus seinem Roman vor und stellte sich anschließend zahlreichen Fragen.
Wir waren und sind beeindruckt von dieser interessanten Autorenpersönlichkeit, die uns nicht nur eine aufschlussreiche Lesung erfahren ließ, sondern eine bestimmt nachhaltige Bereicherung des Unterrichts von uns Oberstufenlehrkräften aus ganz vielen Perspektiven darstellt.
Bericht und Bilder: OStRin H. Losert
Am 29.11.2023 fand am LTG Prien der Lesewettbewerb der 6. Klassen statt. Im Vorfeld hatten alle fünf Klassen einen Klassensieger oder eine Klassensiegerin ermittelt, die nun gegeneinander antreten sollten, um den Schulsieger zu bestimmen. Alle Klassenvertreter:innen mussten einen ausgewählten und einen Fremdtext lesen. Die Teilnehmer/innen waren für die 6a Alianor Knerr (Milon und der Löwe), für die 6b Joseph Dollinger (Krabat), für die 6c Anna Ruhsamer (Die Duftapotheke Band 1), für die 6d Magdalena Perl (Die Gangsteroma) und für die 6e Valentina Stocker (Die Räuberschule).
Nach der Präsentation des vorbereiteten Textes, mussten alle Teilnehmer:innen noch einen kurzen Abschnitt aus dem Buch „Mitten im Dschungel“ vorlesen, in dem eine kleine Gruppe Jugendlicher nach einem Flugzeugabsturz auf sich alleingestellt im Dschungel überleben muss.
Für die Bewertung von Lesefluss, Gestaltung und Fehlerfreiheit wurde eine hochkarätige Jury zusammengestellt, die sich bei der hervorragenden Konkurrenz die Entscheidung nicht leicht machte. Neben Frau Losert (Fachleitung Deutsch) und Herrn Regl (Leiter der Schulbibliothek) konnten auch Frau Thomas (Vorsitzende des Elternbeirats), Frau Bauer (Mitglied im Elternbeirat), Frau Kirchner (Presse) und Frau Ganter (Buchhändlerin) gewonnen werden.
Am Ende konnte sich Anna Ruhsamer (6c) vor Valentina Stocker (6e) durchsetzen. Alianor Knerr (6a), Joseph Dollinger (6b) und Magdalena Perl (6d) belegten gleichauf den dritten Platz. Frau Losert und Frau Ganter überreichten am Ende die von "Ganter Presse & Buch" gestifteten Buchgutscheine. Vielen Dank für die Bereitstllung der Preise!
Wir gratulieren den Teilnehmer:innen zu ihren tollen Präsentationen und wünschen unserer Schulsiegerin in der nächsten Runde viel Erfolg! Diese wird voraussichtlich im Februar in Bad Aibling stattfinden.
Die Veranstaltung lenkte federführend Deutsch-Fachleiterin Frau Losert, die perfekte Organisation und begeisternde Moderation übernahm Herr Bergmann. Bei beiden bedanken wir uns für ihre Arbeit und zwei äußerst kurzweilige Stunden mit viel Information über guten Lesestoff. Bestimmt entdeckte die eine oder der andere dabei Erweiterung für seinen Wunschzettel.
Bericht und Bilder: Daniela Sax und Valentina Dillies
„Heinrich! Mir graut`s vor dir.“ - Oder vielleicht eben doch nicht?
Faustgefühle im Volkstheater in München am 28.01.2023
Im privaten Rahmen besuchte ein großer Teil der Q11-Kurse eine Vorstellung von „Feeling Faust“ im Münchner Volkstheater.
An einem kalten Samstagabend Ende Januar reisten etwa 45 Schülerinnen und Schüler selbständig an und trafen sich mit ihren Kursleiterinnen und Kursleitern im schicken Foyer des Volkstheaters.
Was ihnen dann geboten wurde, deckte sich bei den wenigsten mit ihren Erwartungen. Während die einen begeistert Interpretationen deuteten, haderten die anderen mit allzu provokativer Entfernung vom heißgeliebten Original.
In dem Stück begegnete der Mehrfachmörder Faust, der anstatt sich zu seinen Gefühlen und einem "Miteinander" zu bekennen, sein Ego weiter aufpolierte. Nach der Kolonisation, zwei Weltkriegen und angesichts der Klimakrise sowie einer Weltwirtschaft, die Ungerechtigkeit erzeugt, präsentierte sich Goethes weltliterarisches Schwergewicht vollkommen neuartig: Statt der Suche nach dem Augenblick, der doch verweilen solle, entdeckte man Krisen unserer Zeit als Krise der Männlichkeit wieder. Die Regisseurin Claudia Bossard forderte mit assoziativer Bildsprache. Ihrer performanceartigen Inszenierung, die sehr frei und häufig auch frech mit Motiven beider Teile des ursprünglichen Dramas spielte, ging es um Reflexionen des Faust-Mythos und seiner Geschlechterkonstruktion.
Ein Theatererlebnis der anderen Art, das manch einen von uns animierte, ein zweites Mal eine Vorstellung hier zu besuchen.
(Frei nach: https://www.muenchner-volkstheater.de/programm/schauspiel/feeling-faust)
OStR A. Hauptmann, OStRin H. Losert