„Heinrich! Mir graut`s vor dir.“ - Oder vielleicht eben doch nicht?
Faustgefühle im Volkstheater in München am 28.01.2023
Im privaten Rahmen besuchte ein großer Teil der Q11-Kurse eine Vorstellung von „Feeling Faust“ im Münchner Volkstheater.
An einem kalten Samstagabend Ende Januar reisten etwa 45 Schülerinnen und Schüler selbständig an und trafen sich mit ihren Kursleiterinnen und Kursleitern im schicken Foyer des Volkstheaters.
Was ihnen dann geboten wurde, deckte sich bei den wenigsten mit ihren Erwartungen. Während die einen begeistert Interpretationen deuteten, haderten die anderen mit allzu provokativer Entfernung vom heißgeliebten Original.
In dem Stück begegnete der Mehrfachmörder Faust, der anstatt sich zu seinen Gefühlen und einem "Miteinander" zu bekennen, sein Ego weiter aufpolierte. Nach der Kolonisation, zwei Weltkriegen und angesichts der Klimakrise sowie einer Weltwirtschaft, die Ungerechtigkeit erzeugt, präsentierte sich Goethes weltliterarisches Schwergewicht vollkommen neuartig: Statt der Suche nach dem Augenblick, der doch verweilen solle, entdeckte man Krisen unserer Zeit als Krise der Männlichkeit wieder. Die Regisseurin Claudia Bossard forderte mit assoziativer Bildsprache. Ihrer performanceartigen Inszenierung, die sehr frei und häufig auch frech mit Motiven beider Teile des ursprünglichen Dramas spielte, ging es um Reflexionen des Faust-Mythos und seiner Geschlechterkonstruktion.
Ein Theatererlebnis der anderen Art, das manch einen von uns animierte, ein zweites Mal eine Vorstellung hier zu besuchen.
(Frei nach: https://www.muenchner-volkstheater.de/programm/schauspiel/feeling-faust)
OStR A. Hauptmann, OStRin H. Losert