Gespräch und Lesung mit Hans-Hermann Klare für die Q12 des LTG über einen Justizskandal, der die frühe Bundesrepublik erschüttert hat.
Im April 1952 begann vor dem Landgericht München der Sensationsprozess um den „Fall Auerbach“. Angeklagt war Philipp Auerbach, der wie kaum ein anderer nach 1945 offen und lautstark Kritik an den Nationalsozialisten geübt hatte. Als ehemaliger Gefangener in Auschwitz stritt er in vorderster Reihe für die Überlebenden des Holocausts.
Nachdem ihn seine Richter in der früher Bundesrepublik, ehemalige Nazis, wegen geringer Vergehen verurteilt hatten, nahm Auerbach sich noch am gleichen Tag das Leben. Sein Schicksal steht symbolhaft dafür, dass es die „Stunde Null“ als Mythos der Nachkriegsjahre so nicht gegeben hat. Dass der Antisemitismus fortlebte – heute aktueller denn je.
Doch der Fall ist kaum aufgearbeitet, so dass erst seit 2022 die erste umfassende Biographie Auerbachs vorliegt, verfasst von Hans-Hermann Klare, der jahrelang sorgfältig recherchierte.
Frau Losert hatte in schulübergreifender Zusammenarbeit den Autor aus Hamburg ans LTG in den Süden Deutschlands eingeladen. Er trug unseren SchülerInnen ausgewählte Kapitel aus der von ihm verfassten Biographie Auerbachs vor und stellte sich anschließend zahlreichen Fragen. Wir waren und sind von dieser fast vergessenen Thematik deutscher Geschichte schwer beeindruckt.
Text und Bilder: OStR Losert